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Schuhe aus schlechter Luft

AEH |

Den folgenden Bericht von Tillmann Prüfer, erschienen im ZEIT-Magazin vom 6.10.2022, hat Hannelore Täufer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte - Förderkreis in Bayern (AEH) gelesen und kommentiert:

„Können Sneaker das Klima retten? Mittlerweile gibt es eine große Palette an Kleidungsstücken, deren Produzenten sich rühmen, sie aus recycelten Materialien hergestellt zu haben. Manchmal steckt dahinter nicht mehr als ein Marketing-Gag. Des Öfteren landen Turnschuhe, die zum Recycling abgegeben werden, nicht in einer Anlage, in der sie in ihre Einzelteile zerlegt werden, sondern auf der Müllverbrennungsanlage. Oft wird auch damit geworben, dass es sich bei den Produkten um ocean plastic handle, also um Plastik, das vermeintlich aus dem Meer gefischt wurde. Die Vorstellung, dass Modemarken große Trawler mit Müllnetzen durch die Meere streifen lassen, die das Plastik der Welt einfangen, um daraus coole Sneaker zu machen, ist leider in der Regel zu schön, um wahr zu sein. Ocean plastic wird meist nicht aus dem Meer gefischt, sondern in den Küstenregionen gesammelt, heißt es bei der Deutschen Umwelthilfe. Es müssen also nicht notwendigerweise mit dem Wasser in Berührung gekommen sein.

Als Recyclingmaterial werden meist gesammelte PET-Flaschen verarbeitet, erklärt etwa der Nachhaltigkeitsforscher Kai Nebel von der Universität Reutlingen. PET ist gut wiederverwendbares Plastik. Am besten macht man daraus aber neue PET-Flaschen, denn je mehr PET-Flaschen aus dem Recycling kommen, desto weniger müssen neue hergestellt werden. Ein aus PET hergestellter Sneaker schont also nicht so stark die Umwelt, wie man sich das gerne vorstellt. Und dem massenhaften Plastikmüll im Meer ist nicht mit dem Verkauf von Recycling-Mode beizukommen. Trotzdem ist umweltschonende Mode kein Blödsinn. Denn jede neue Materialidee trägt dazu bei, dass künftig im großen Rahmen umweltschonender produziert werden kann. Und da die Modeindustrie einer der größten Müllproduzenten ist, ist das auch bitter notwendig.

Aus der Schweiz kommt nun eine interessante Idee. Die Sportmarke On hat einen Schuh entwickelt, der mithilfe von CO2-Emissionen gefertigt wird. Das neue Modell Cloudprime wird aus sogenannten CleanCloud-EVA-Schaumstoff hergestellt, der Kohlendioxid-Emissionen als Rohstoff benutzt. Der verwendete Schaumstoff nimmt bei der Herstellung Kohlendioxid aus der Umgebung auf, anstatt ihn zu emittieren, wie das andere Schaumstoffe tun. Man tritt also gewissermaßen die Umweltsünden des fossilen Zeitalters mit Füßen. Auch das wird nicht das Klima retten. Aber es zeigt, dass neue Technologien einen Beitrag zur Weltverbesserung leisten können. Und es hat noch einen weiteren Effekt: Klimaschonende Sportschuhe haben das Potenzial, von ihren Besitzern geschätzt und lange benutzt zu werden. Sodass man keine neuen Schuhe kauft. Denn keine neuen Schuhe sind die besten Schuhe für die Umwelt.

Anmerkung:

Der Artikel hat mich begeistert, weil hier deutlich die Modeindustrie als größter Müllproduzent herausgestellt ist. Das beginnt bei den sich mindestens zweimal jährlich sich ändernden Modetrends. Kleidung ist nicht mehr in und wird entsorgt – vielleicht noch nicht mal getragen. Das geht weiter zu den „praktischen“ Materialien, die nicht mehr gebügelt werden müssen. Allerdings verlieren sie bei jedem Waschgang Microfasern, die so klein sind, dass keine Kläranlage sie abfangen kann – und so landen sie im Meer mit allen bekannten Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt, für unsere Erde.

Weiter stimme ich dem Autor gerne zu. Es ist toll, wenn neue Technologien entwickelt werden, die das Wohl unserer Umwelt im Fokus haben. Ich nehme es auch als ganz kleines Zeichen der Hoffnung für unsere Umwelt, die Industrie hat kapiert, dass auch sie sich bewegen muss.

Mehr solcher positiven Aktivitäten!

© Foto: pixabay.com